Mehr zum Bau der Dampflok

Bereits vor dem Aufkommen von elektrischen Straßenbahnen gab es in größeren Städten und deren Umland ausgedehnte Kleinbahnnetze. Im Stadtgebiet lagen die Gleise mitten auf der Straße, außerhalb oft direkt neben den Landstraßen. Um bei den häufigen Zusammenstößen mit (unachtsamen) Fußgängern und Radfahrern den fatalen Kontakt mit den beweglichen Teilen des Triebwerks zu vermeiden, versteckte man es unter aufklappbaren Blechverkleidungen. Vorbild für diese Maschine ist eine teilverkleidete Lok der Firma Blanc-Misseron., die bei den "Tramways de la Sarthe" rund um die von den Autorennen her bekannten Stadt Le Mans lief. War beim Vorbild aus den oben beschriebenen Gründen lediglich das Triebwerk einer ganz normalen Lok verkleidet, so verbirgt sich unter dem Bleckmantel dieser Maschine eine ungewöhnliche Konstruktion:.



Der im Schwerpunkt der Lok liegende Dampfmotor treibt über eine Kette die Zwischenwelle, von der aus die Kraft auf die beiden Achsen übertragen wird. Der Motor ist eine liegende 2-Zylinder-Volldruckmaschine mit auf 80% fest eingestellter Füllung. Die Umsteuerung erfolgt über ein hier nicht dargestelltes Ventil in der Dampfleitung.
Der Motor stammt von einer amerikanischen Kriegslok der SNCF. Er war quer im Tender eingebaut und trieb über ein Vorgelege den Stoker an, eine Gelenkschnecke, mit der die Kohle direkt in die Feuerbüchse gefördert werden konnte.

Der Rahmen der Lok besteht aus 8mm dicken Stahlplatten. Die beiden Seitenwangen bilden zusammen mit der Front- und Heckplatte sowie den Umlaufblechen und dem Führerhausboden aus 3mm Riffelblech einen stabilen Kasten. Mit einer Länge von 2,50m, einer Breite von 1,00m und einem Gewicht von 1280 kg lässt sich die Maschine gerade noch auf einem normalen stabilen PKW-Anhänger transportieren.

Ansicht des fast fertigen Fahrgestells. Es fehlen die Heckplatte und die Umlaufbleche.Auch die Zwischenwelle, die Ketten und die Bremsanlage sind noch nicht montiert.

Der Kessel wiederum ist ein "richtiger" Dampflokkessel mit wasserumspülter Feuerbüchse, Langkessel Flammrohren und Rauchkammer. Er wurde von der Firma Dupuis in Mönchengladbach nach Plänen von Feldbahnfreund Andreas Scholz gebaut. Die Leistung liegt mit 10bar bei etwa 3,5KW. Mit nur 49 l Nenninhalt brauchte er vom TÜV nur bei der Inbetriebnahme (2001) 1-malig abgenommen werden.


Das Fahrgestell mit Motor und Kessel. Zwischen das Kurbelgehäuse des Motors und den Rost passt gerade noch der Aschenkasten! Über dem linken Zylinder ist das Umsteuerventil zu sehen, die Scheibenbremse (aus einer "Ente") ist einer klassischen Klotzbremse (Eiche!) gewichen, die Puffer sind in der Höhe verstellbar....

Mit dem Bau der Kabine wird aus dem "Blechhaufen" allmählich eine ordentliche Lok:

In der Kabine kann man bequem zu zweit arbeiten, ohne blaue Flecken oder Rückenschmerzen zu bekommen! Alle Bedienelemente inklusive Feuerloch liegen in Reichweite. Im Oktober 2000 wird zum ersten Mal angeheizt. Weil der Schornstein noch nicht fertig ist, muß vorerst ein altes Ofenrohr herhalten:

Nach 2-tägigen Probefahrten wurde die Lok wieder in ihre Baugruppen zerlegt und diese dann lackiert. Auch einige Änderungen waren fällig - sicher nicht die letzten!

 

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